Reisefieber theoretisch

Reisefieber theoretisch

Jetzt geht’s los. Nein, leider weder bei mir, noch auf eine Reise. Aber rundum im Freundeskreis ist jetzt die Zeit, in der die Planung und Buchung des (Sommer)urlaubs auf Hochtouren läuft. „Wir fahren dieses Jahr nach…“ und „Wir kommen gerade aus…“ sind zur Zeit die Sätze, die man diesbezüglich am häufigsten hört. Normalerweise wäre ich die erste, die mitmacht, sich freut, diskutiert und Routen plant. Aber bis auf letzteres mache ich noch gar nichts. Und letzteres mache ich ins Blaue hinein – nicht planlos, aber ohne fixen Plan was das Ziel betrifft –  zum dritten Mal schon in diesem Jahr. Zuerst war mein Traumziel für den Sommer Marokko, da wollte ich unbedingt hin. Ich liebe das Orientfeeling, die Menschen, die Vielfalt, das Chaos, die Wüste und Märkte… (es geht schon wieder los). Die Route stand schon, dann wurde umentschieden, man wurde sich einfach nicht einig. Vielleicht doch nicht ganz zu weit weg in diesem Jahr? Die Provence zum Beispiel. Lavendelblüte. Wollte ich immer schon sehen (was nicht?). Die ist allerdings schon im Frühsommer, dann kommt danach noch so viel Restsommer ohne Aussicht auf Urlaub. Vielleicht doch im eigenen Land bleiben und Geld sparen? Italien also. Wie wär’s mit Camping? Back to the roots mit allerlei Firlefanz im Gepäck, da wir ja mit dem eigenen Auto losfahren könnten. Also eine fröhliche Mischung aus roots und Komfort. Wieso nicht? Momentan stehen Neapel und die Amalfiküste hoch im Kurs, da war ich noch nie (apropos Geld sparen…). Der Plan ist noch mehr als vage, aber die Route steht schon. Wiedermal. Während alle anderen konkrete Pläne schmieden, halte ich mich an Konzepte wie Vorfreude, Reiselust und Urlaub-vom-Computer-aus, ich nenne es gerne Trockentraining. Solange es nicht wirklich losgeht, ist das meiner Meinung nach besser als gar nichts. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass es Zeitverschwendung sei, einen Trip zu planen und im Kopf schon zu durchdenken, obwohl noch gar nicht sicher ist, ob er überhaupt zustande kommt. Ich kann zu meiner Verteidigung sagen, dass mich, genau wie bei manchen Sportarten, auch das Trockentraining schon einstimmt und vorbereitet, „aufwärmt“ sozusagen; es bereitet mir Freude, weckt meine Neugier, inspiriert mich und lässt mich das Sch…wetter vergessen, das uns hierzulande gerade den Frühling verdirbt. Mir Bilder von eventuellen Reisezielen anzusehen versetzt mich ein kleines bisschen in Vorurlaubsfreudenstimmung. Ich als begnadete Tagträumerin bin sehr talentiert darin, mich anhand von Fotos und wenigen Sätzen für ein paar Minuten aus dem Alltag zu beamen und mir vorzustellen, wie schön es denn im Urlaub werden wird, wie spannend und entspannend es letztes Jahr war oder was alles noch eine Reise wert ist: „Ich würde gerne dieses Jahr…“. Und plötzlich steht zwischen mir und dem langerhofften, wohlverdienten, heißersehnten Urlaub nur noch ein kleiner Konjunktiv.