Von der Leidenschaft beim Autofahren

Von der Leidenschaft beim Autofahren

Ich bin eine leidenschaftliche Autofahrerin. Leidenschaftlich nicht deshalb, weil ich es so unglaublich genieße am Steuer zu sitzen, sondern deshalb, weil beim Autofahren die Leidenschaft „mit mir durchgeht“. Zurückführen kann man das jetzt worauf man will – Temperament, italienischen Einfluss oder was auch immer – ich persönlich schiebe es gerne auf alle anderen Autofahrer; die, die ihren Führerschein im Lotto gewonnen haben oder auf dem Flohmarkt gekauft. Die, die so beneidenswert viel Zeit haben oder sie sich einfach nehmen. Und mir auch. Diejenigen, die die Verkehrsregeln nicht kennen und dann mitten auf der Fahrbahn stehen bleiben, um einem anderen Fahrer, der an einem Stoppschild warten muss einfach mal so aus purer Nächstenliebe die Vorfahrt gönnen. Und ich dahinter fahre fast auf, da ich damit so gar nicht rechne. Auch nicht rechnen kann; wer bitte macht sowas? Als ob es dafür anstatt der bösen Punkte in Flensburg die guten Punkte sonstwo gäbe. Gibt es nicht, ich bin mir sicher. Obwohl – auch wenn es sie gäbe, ich hätte bestimmt keine. Einige Klassiker in meiner Hitliste der Sonntagsfahrer wären:

  1. Die Tratschtanten: (nicht vornehmlich, aber doch oft weiblich) Sie interessiert es nicht, wer vor oder hinter ihnen fährt, weil sie es nicht mitbekommen. Sie sind so sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig die neuesten Klatschgeschichten vom Nachbarn oder der Freundin zu erzählen. Dabei fahren sie so unglaublich langsam, dass ich in so einer Situation die uns Frauen nachgesagte Fähigkeit zum Multitasking in Frage zu stellen beginne. To be fair: Fahren, Schaufenster betrachten, reden UND zuhören ist dann doch etwas viel verlangt.
  2. Die „auf-Nummer-sicher-Geher“: Damit sind jene Autofahrer gemeint, die an einer roten Ampel stehenbleiben (bis hierhin korrekt) und dann, wenn sie auf grün springt, einfach nicht losfahren. Gefühlt läuft es so ab: bling – grün …. „eins, zwei, drei – doch, tatsächlich grün“ – Gas – zwei Autos durch – rot. Verdammt.
  3. Die Besserwisser: Ganz toll auch diejenigen, die kein einziges Verkehrsschild und keine Markierung deuten können, aber vollkommen überzeugt sind, dass sie im Recht sind. Diejenigen, die dir im Kreisverkehr die Vorfahrt nehmen, obwohl du schon drin bist und dir dann den Vogel zeigen, wenn du nicht stehen bleibst. Diejenigen, deren Auto größer ist als deines und die deshalb schon aus Prinzip keine Regeln befolgen müssen. Ich liebe sie. Allesamt.

Irgendwann mal habe ich mit jemandem darüber geredet, wie unglaublich mich solche Dinge beim Autofahren aufregen können und der hat gemeint, es sei ihm früher auch immer so ergangen; bis er sich irgendwann klar gemacht hat, dass es genau gar nichts bringt, wenn er sich in seinem Auto über die anderen Fahrer auslässt, weil die das ja gar nicht mitbekommen. Man kann brüllen, fluchen, fuchteln und sich schwarz ärgern, aber der vor dir hat davon nicht mal ansatzweise eine Ahnung (außer vielleicht man hupt wie eine Blöde). Das ist allein mein Problem. Ich sitze in meinem Auto mit erhöhtem Blutdruck und verkrampftem Gesicht und keiner bekommt das mit. Dem Vordermann ist das auf Deutsch gesagt scheißegal. Die Vorstellung hat mich amüsiert und ich versuche mir das jetzt in besagten Situationen wieder ins Gedächtnis zu rufen und mich so zu beruhigen: ‚Petra, das ist allein dein Problem.‘ Manchmal funktioniert es und ich muss schmunzeln – und manchmal muss dann doch die Hupe her; damit‘s auch einer mitbekommt.

4 Gedanken zu “Von der Leidenschaft beim Autofahren

  1. Die „Mein-Problem“-Methode hat ja fast schon meditative Züge. 😉 Da würd ich dranbleiben, denn ändern kannst eh nix. Mit dem normalen Straßenverkehr hab ich selten Mühe, weil ich in der Regel genug Zeit einplane für die Fahrt. Das hilft auch. Was mich zum Schäumen bringt, sind überholende Lastwagen auf der Autobahn.

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    1. Ich bin dabei und langsam merke ich Fortschritte – nach und nach übe ich mich in Geduld. Und du hast natürlich so recht: rechtzeitig losfahren würde die ganze Situation schon etwas entschärfen! 🙂 ich bleib dran! Danke dass du bei mir reinschaust 🙂

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Schön, dass du da bist - lass hören!